Schrebergarten – spießig oder ein Ort des Glücks?

Vor einigen Jahren war ich schon einmal stolze Schrebergärtnerin. Jedoch hielt dort das Glück nicht lange an. Schnell wurden mir maßgeschneiderte Regeln aufdiktiert und das ich mehr auf ein „sauberes“ Gartenbild achten solle. Damals fehlte mir schlichtweg die Muse und der Tatendrang aus diesem kleinen Fleckchen Erde, etwas wundervolles zu zaubern. Am meisten nervte mich die im Vorstand verbissenen männlichen Vorzeige Gärtner. Mit verkniffenen Augen zogen sie stillschweigend an meinem eher locker gestalteten Garten vorbei. Ein nettes Miteinander gab es dort nicht. Nach gut 2 Jahren gab ich das Gärtnerleben auf. Für immer?

Natürlich nicht! Als meine kleine Tochter geboren wurde, ergriff mich nochmals die glühende Idee, ein kleines, grünes Fleckchen Erde für uns zu pachten. Ich musste auch nicht lange suchen. Zwischen Kühen und Weizenfeldern fanden wir eine wunderhübsche Gartenanlage. Große Gärten, sicher umrandet von Feldern, gab dem ganzen einen friedlich, anmutenden Charme. In unserem Garten thronen sogar 2 Fichten. ( Nadelgehölze sind sonst verboten in Kleingärten), aber hier ist Alles anders.  Kurz musste ich mich  der männlichen Skepsis stellen. Sie konnten sich kaum vorstellen, das eine Alleinstehende Frau, so einen großen Garten bewältigen kann.  Nun, sie kannten mich eben noch nicht. So sei ihnen verziehen. Mittlerweile habe ich eine ganze Menge geschaffen. Ein kleines Kräuterbeet lädt zum naschen ein, die Buddhafigur, als roter Faden in unserer Wohlfühloase, erste Gemüsepflanzen wachsen auf dem frisch umgegrabenen „Acker“, … . Stück für Stück kann ich hier meine wilden Ideen umsetzen, ohne das mich Jemand ständig mit Regeln ausbremst. Wundervoll. Allein der Baumarkt ist für mich ein neues Paradies geworden. Jedes mal wenn ich dort bin, entstehen neue Ideen für den Garten. Ich sollte mir eventuell doch eine Mitgliedskarte holen. Es lohnt sich.

Ist ein Schrebergarten nun spießig? Kommt ganz auf den Gärtner, die Gärtnerin an. So unterschiedlich wie wir Menschen sind, so unterschiedlich kann auch ein Garten gestaltet und genutzt werden. Es gibt Regeln, an die man sich halten muss. Ansonsten verliert die Anlage das Anrecht ein „Kleingartenverein“ zu sein und bekommt somit auch keine Fördermittel mehr. Wie diese Regeln allerdings umgesetzt werden, obliegt ganz allein dem Jeweiligen Vorstand. Ich konnte beide Seiten Kennenlernen und bevorzuge die „respektvoll/wertschätzende“. Soll heißen, das Jeder im Rahmen der vorgegebenen Regeln, sich nach seinen Vorstellungen im Garten verwirklichen kann. Ich erfreue mich auch an den akkuraten Beeten, welche mit buntem Gemüse mich saftig anlächeln, jedoch wird mein Garten nie so aussehen. Ich liebe die kleinen verzauberten Ecken, bunt und voller Überraschungen. Unzählig kleine Projekte, welche sich dann zu einem Gesamtkunstwerk zusammensetzen. Umrandet wird dieser Zaubergarten mit Kräutern, Gemüse und süßem Obst zum naschen.

So ist es egal, ob ein Garten „spießig“ ist oder nicht, viel wichtiger erscheint mir, wie glücklich er den Pächter/die Pächterin macht.

Ich bin sehr glücklich.

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Veröffentlicht von Flyingsoul

Lebenskünstlerin

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