Eine Phrase, welche in meinem Leben immer mehr an Bedeutung gewinnt.
Etwas mit Ruhe zu tun oder eben auch nicht-zu-tun, erschafft wertvolle, erinnerungsfähige Momente. Ich war heute einen Moment zu schnell, zu unbedacht und schwups rammte sich die Nähmaschinennadel in meinen Fingernagel. Im ersten Augenblick realisierte ich noch gar nicht, was genau geschehen war, aber Millimomente später sah ich, das etwas geschehen ist. Die bildhafte Vorstellung war schlimmer, als der Finger tatsächlich aussah. Es bebt immer noch in mir, wenn ich die Nadel mitten durch meinen Nagel huschen sehe. Schnell wegwischen.
Das Wochenende war zum Durchatmen. Nur ich mit mir. Wertvoll. Ich konnte Alles tun, was ich wollte. Ein Freund meinte, ich solle doch in die Stadt fahren oder ins Kino gehen. Mmmmh, nein! Mir war mehr nach Mir Allein. Kein anderer Mensch sollte mich dabei „stören“. Alles, was nicht Jeden Tag „Da“ ist, was es Selten oder gar nicht gibt, gewinnt an enormen WERT. Verliert sich deshalb der Wert eines Lebens, weil der Alltag alles alltäglich macht? Kann das Leben an Wert gewinnen, wenn wir dem Alltag täglich eine Prise Neuem hinzumischen? Spannende Fragen! Allein fühle ich mich nie, auch wenn meine Kinder mal nicht bei mir sind. Dann habe ich 1000 und Eine Idee in mir, was ich alles tun möchte oder eben mal nicht tun möchte. Quatsch, tanzen,träumen,lesen, … ja, das kann ich auch mit meinen Kindern machen, was ich auch lebe, aber so ganz Allein mit mir, ist es anders.
Am Freitag erzählte mir mein Sohn, das er im Konsum keine Maske tragen musste. Das verwunderte mich doch sehr. Nachrichtentechnisch leben wir in der Steinzeit – kein Fernsehprogramm. Aber wenn ich will, kann ich im Internet suchen. Aber statt Suchen, wollte ich es selber ausprobieren. Rein in den Konsum, doch ich sah Menschen mit Maske. Ich war irritiert. Nach etwas Unsicherheit im ersten Gang, erblickte ich dann doch frei-atmende Menschen. Das erste mal, konnte ich meine Brille beim Einkaufen wieder nutzen. Banales Freiheitsgefühl. Trotzdem konnte ich es mir nicht erklären, warum ein Mensch freiwillig eine Maske trägt. Angst, ja, dies ist erklärbar und für mich nachfühlbar, aber ich traf auch Menschen, die keine Angst hatten, aber aus Pflichtgefühl weiter den Schnutendeckel tragen möchten. Echt? In der Ruhe liegt die Kraft. Oder: Jeder ist seines eigens Glückes Schmied. Oder: Wer nicht hören will, muss fühlen? Oder: Es gibt zu viele Weisheiten, nur das Wissen darum, macht noch lange nicht Weise. Nur im Leben !leben!, kannst du nach tatsächlicher Weisheit streben. Blubb,blubb – meine Weisheiten sind Sonntags auch nicht mehr die Frischesten.
Tatsächlich finde ich es wirklich ausgesprochen blöd, so etwas unbequemes, nicht gut anfühlendes, stickiges, … freiwillig „anzulegen“. Ich kann da nur schwerlich wertschätzendes Mitgefühl, im Sinne von: Jeder darf selbst entscheiden, empfinden. Eventuell bin ich für solch Zugeständnisse noch nicht ausgereift-weise genug. Ha. Oder es ist absolut in Ordnung bestimmte Dinge/Verhaltensweisen komplett doof zu finden.
Doof beschreibt der Duden als „einfältig“. Wusstet ihr, dass das Wort „DOOF“ von dem Wort „taub“ abstammt? Da Menschen früher davon ausgingen, das „taube“ Menschen geistig Behindert seien. Schon damals gab es also sehr einfältige Menschen ;-), welche andere Menschen be – und verurteilten. Da lobe ich mir doch meinen Faltenreichtum in jeglicher Hinsicht.
Ich lag vorhin schon einmal im Bett, aber mein pulsierender Finger trieb mich wieder hinaus. Ich versuche es nochmals. Schlafen-Atmen-Ruhe.
Guten Nacht!